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Urbaner Testlauf

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Gedankenflieger

Sunday, July 23, 2006

Melt! Tables

Könnte man sich von Musik ernähren, hätte das Melt! Festival last weekend verdammt satt gemacht. Der hervorgerufene Glückszustand hat aber auch mehr als gereicht. Da es ein paar Musikerweiterungen in Form von getesteten Neuentdeckungen gab, fühle ich mich trotz vergangener Aktualität noch aufgefordert, ein paar Worte zu verlieren. Und wenn auch nur für die österreichische Leserschaft, die sich letztes Wochenende ohne deutsche Erasmus-Unterstützung am Wolfgangssee tummelte.

Wie immer wurde sich in erster Linie verfahren. Auf Grund größerer Verpeiltheit und Unkenntnis über die ostdeutschen Landstriche plante ich den Harz als Zwischenstop ein. Auf dem Weg dorthin wurde ein Teil des bezahlten Einkaufes im Erdboden versenkt, die Tankstelle wurde trotz mahnender Tanknadel im Musikrausch schlichtweg ignoriert. Beim Kauf von Mangotabacco landete Pfeifentabak neben dem schlechtesten Burger von Burgerking in meiner Tasche (irgend so ein Mexikoding – ekelhaft – never again – Burgerking wie gewohnt weiträumig umfahren). Nein, man Pfeifentabak gedreht nicht rauchen. Man sollte es auch nicht probieren. Auf der Weiterfahrt sollte man auch nicht zurück nach Berlin fahren. Tankstellen sollte man in Sachsen Anhalt meiden, auch wenn sie den Tag retten. Es gibt immer nur Menschen, die sich in ihren Autos mit einem Bier bewaffnet, hinter Tankstellen treffen, sich in ihrem Dorfpomeranzen-Outfit und getuneten Wägelchen für die Könige der Welt halten und einen dreimal mit durchdrehenden Reifen umkreisen. Empfehlung: falscher Film – schnell einsteigen – weiterfahren – schnell wieder vergessen und froh sein, das man da nicht wohnen muss. Alte Studienfreunde zu treffen, wischte die letzten Bilder in den Gedanken sofort weg. Irgendwann um halb 4 in der Nacht und jede Umleitung dieses seltsamen Bundeslandes gefolgt zu sein, erreichten wir endlich den Campingplatz zum Melt! „Das Land der Frühaufsteher“ und ich weiß nun auch wieder warum: wer so viele Umleitungen besitzt, muss einfach früher losfahren oder Lenkdrachen steigen lassen :)

Großes Plus im Festivalvergleich waren die hygienischen Beschaffenheiten. Keine einzige Dixi-Toilette, „relativ“ kurze Toilettenschlangen, Warmwasserduschen in einzelnen Kabinen und nicht an der Freiluft oder in einer exorbitant großen Gemeinschaftsdusche. Größeres Plus war das Festivalgelände. Das Festivalgelände Ferropolis hat den Award zur "Herausragendsten Veranstaltungsstätte" beim letztjährigen Live Entertainment Award nicht grundlos bekommen. Die 5 Bühnen zwischen Stahlmonster, diverse Tagebaugerätschaften direkt am Gremminger See und diesjähriger offizieller Abkühl- und Badeerlaubnis, machten jeden Blick zu einem Erlebnis.
Ein noch größeres Plus war das Line-Up. Natürlich hätte man im Leben nicht alles sehen können. Und natürlich musste man sich mit dem Gefühl vertraut machen, an anderer Stelle etwas verpassen zu können. Da aber jedes Konzert eine kleine Bereicherung war, versank man in momentanen Stimmungsgelagen derart, dass man alles andere vergaß.


Freitag:
The Kooks - Minuspunkt an die schlechte Bändchenorganisation und lange Einlassschlangen, die mich die Kooks und Sam Ear verpassen ließen. Aber das Southside macht dieses Gefühl wieder wet. Kooks machen Laune.
We are Scientists – klasse, aber auf Dauer etwas monoton.
Trail Of Dead – nur vorbeigegangen beim Essenfassen – schöner Krach – Live fast ein MUSS.
Phoenix – seit dem neuen Album unbrauchbar für meine Ohren. Viel zu statisch.
Pet Shop Boys – manchmal wird man mitgeschleift. Riesenbühnenshow, auf einer viel zu kleinen Bühne, deren Wirkung dadurch sehr eingeschränkt ausfiel. Die Songs ließen meine Gehörhämmerchen gegen den Steifbügel knattern, so dass ich irgendwann weglaufen musste. Diese verzerrte Mickey-Mouse-Stimme ist für mich maximal drei Songs weit tragbar.
Mia – schlechter werdend. Dank Management und Gesangsunterricht klingt Mieze jetzt fast wie Rosenstolz. Brav, monoton, wenig verspielt und das Gerede zwischen den Liedern ist auch eher einschläfernd.
Hot Chip – Mein Favorit. Dancing in the Moon – Jump and Pump.
Angie Reed feat. Eric D. Clark – “Sing it Girl”. Ach was war das schön. Sehr gelungene Überraschung und das Melt-Lied: From Disco To Disco. Eine Runde kollektiv ausrasten.
Sid Le Rock – böser böser Bass.
Erlend Oye – Schnarch.
Justine Electra – die gelungenste Selbstdemontage, die ich bisher jemals erlebt habe. Nachdem sie als kleiner Hype im Netz umhergeistert, war ich sehr gespannt. Verpatzte Einsätze, total mieses Playback, sehr komisches Outfit (Socken auf der Bühne), sehr unrhythmische Bewegungseinsätze, ganzzeitig selbst verursachte Rückkoppelung. „Fancy Robots“ stand dann endlich. (Fancy Robots Video)


Samstag:
Regina Spektor – mit Freude erwartet, mit Freude begegnet, Freude geerntet. So sweet, so zurückhaltend, so nice. Nochmal anschauen :)
Blumfeld – sich wundern, dass sie deutsch singen und schnell die Bühne wechseln und zu „Das Pop“ gehen. Und kräftig tanzen und feiern. Überflieger meines Herzens.
Tomte – 3 Lieder lang sehr schön, dann lieber wieder das lahme Chinafood.
Herbert&Band – Yeah, was für ein Mann, was für ein Pyjama. Auf neue Produktionen freuen.
The Streets – die Deutschen sind ja kein wirklich dankbares Publikum. So mancher brach sich einen Zahn aus, die Hände der Zuhörer in die Luft zu bekommen. Mike Skinner brauchte ein paar Anläufe, schaffte es aber die ganze Masse zu einem mehrfachen „get down and jump“ zu bewegen. Musik war klasse, Publikum muss noch an Beständigkeit feilen.
Nightmare On Wax – eine heimliche Liebschaft, die mit diesem Konzert in Stücke sprang. Das sie mit „Smokers Delight“ als Einspieler beginnen werden, war vollkommen klar. Alles danach war schiech. Wer um 3 Uhr nachts die wenigen Zuhörer im dunkeln bei schlechter Reggae-Adaption mit Hilfe von zwei hübschen Frauen animieren möchte, die Hände zu heben, obwohl alle nur chillen wollen und die Musik kaum mehr bietet, sollte die nächsten Konzerte an den Strand bei Sonnenschein verlegen, um gleiche Erwartungen erfüllt zu bekommen. Schade!
Aphex Twin – Wie erwartet etwas krank, aber Erwartungen noch nicht ganz erfüllt. Selbst die Streetball spielenden Rollstuhlfahrer lösten nur gelangweilte Blicke aus. Ein „naja“ dafür, dass man währenddessen an die guten Videos denken konnte und er das bestmöglichste aus den Boxen herauskitzelte.
Jamie Lidell – Erstaunen, was man alles mit seiner Stimme machen kann. Gelungene Performance, Stylebonuspunkte für die Garderobe, Ohrensausengeschmackserlebnisse. Ein Danke!
Roni Size & Dynamite MC – Ja ja ja, das war genau das richtige zum Sonnenaufgang nach so einem Tag.

*8 von *10 gelungen Festivalsternen. Nette Begleitung, das Ohr hat sich verwöhnt gefühlt, dennoch runtergekommen, sehr überschaubares kleines gemütliches Areal, Zeltplatz nicht überbevölkert, Ein Hoch auf Wasserklosetts, nicht zu viele Leute, viel Sitz- und Schattenmöglichkeiten, keine stressigen Menschen, Bademöglichkeit (auch wenn es eher einer Schlammpackung glich), das mit den Bussen üben wir noch, Essstände könnten besser sein, ziemlich viele Werbeträger, aber dafür passend gewählt. Ein Stern Abzug, weil ich beim Einlass meinen Apfel abgeben musste bzw. 5 Minuten bewacht am Eingang stand und ihn gemütlich aufaß.

4 Comments:

Anonymous Anonymous said...

Ach lenchen,
wie gerne währe ich beim melt dabei gewesen und hätte mit dir auf alte london zeiten gerockt nach der unvorstellbar schönen fusion wird das tanzbein aber die nächsten we durch ton aus strom, splash und sonnemondsterne geschwungen

Wünsche dir für Berlin alles Gute und melde mich wenn ich aus Shanghai wieder im Harz bin


Liebe Grüsse
aus Werni
alex

3:23 PM  
Blogger LEni said...

Oh der Alex, da hast du wirklich was verpasst, aber das kannst du ja auf dem Sonnemondsterne nachholen. Alles Gute für Shanghai. Teste mal das Rockverhalten in der "Stadt zum Meer". Lass dich von den 18 Mio Chinesen nicht umrennen. Immer schön hochspringen und drüber schauen :). Und wie immer - alles richtig machen.

Good Luck. Lots of FUN.
Greetze, LEni

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